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Ostern – Jesus lebt! Halleluja! (April 2020)

Aus dem Matthäusevangelium für die Osternacht:

Nach dem Sabbat kamen in der Morgendämmerung des ersten Tages der Woche Maria aus Magdala und die andere Maria, um nach dem Grab zu sehen.
Der Engel sagte: Fürchtet euch nicht! Ich weiß, ihr sucht Jesus, den Gekreuzigten. Er ist nicht hier; denn er ist auferstanden, wie er gesagt hat.
Die Frauen verließen das Grab und eilten voll Furcht und großer Freude zu seinen Jüngern, um ihnen die Botschaft zu verkünden.
     Evangelium unseres Herrn Jesus Christus

Gedanken zum Osterevangelium

Es ist nicht nur die große Osterfreude, von der die Frauen am leeren Grab erfüllt sind. Ich kann es verstehen, dass es hier neben der Osterfreude auch andere Gefühle gibt. Die traurigen und schmerzhaften Ereignisse der letzten Tage liegen noch zu schwer auf den Herzen dieser Frauen und ebenso der anderen Jünger.

Außerdem ist da der sorgenvolle und furchtsame Blick in die Zukunft. Die Pläne der Frauen waren gewiss ganz anders, als es nun gekommen ist. Durch den Tod Jesu hat sich alles verändert. Noch mehr verändert sich das Leben durch die Auferstehung.

Die Auferstehung bedeutet nämlich nicht, dass alles so wird wie vorher. Es ist zwar eine positive Veränderung; aber es ist eben eine Veränderung, die mit Ungewissheit und mit Sorgen verbunden ist.

Bei den Frauen am Grab gibt es zum einen Trauer über die schon erlebten, schmerzhaften Ereignisse; und es gibt Furcht und Sorgen über die kommenden, ungewissen Ereignisse. In diese traurigen und besorgten Herzen dringt nun ganz langsam, aber ganz gewiss die Osterfreude ein – durch die Begegnung mit dem Engel und mit dem lebendigen Herrn.

Wir sollten daher geduldig sein mit der Osterfreude und nicht zu streng, wenn sie langsamer wächst, als wir das gerne hätte – dass wir sie doch wachsen lassen in uns und um uns herum.


Das Gleichnis der zerbrochenen Eier

Die Ärztin Rachel Naomi Remen erzählt von ihrer Großmutter Rahel: Als junge Frau hat sie für ihre Familie gesorgt in sehr armen Verhältnissen, wo es oft am Nötigsten fehlte. Das war vermutlich der Grund, warum ihre Küche von Lebensmittel überquoll, als sie später in einem gewissen Wohlstand lebten.

Dieser Überfluss bedeutete aber nicht, dass irgendetwas verschwendet werden durfte. Das führte zu folgender Geschichte:

Großmutters Kühlschrank war eine nie versiegende Quelle erstaunlichster Köstlichkeiten. Er war immer zum Bersten gefüllt. Wenn eines der Kinder diesen Kühlschrank ohne die gebührende Vorsicht öffnete, konnte es passieren, dass ein Ei herausfiel und auf dem Boden zerplatzte.

Die Reaktion meiner Großmutter war immer dieselbe. Sie sah das zerbrochene Ei zufrieden an und sagte: „Aha, heute gibt es also Eierkuchen.“

Als Erklärung schreibt Rachel Naomi Remen weiter:

Wenn wir uns mit dem Leben anfreunden, dann heißt das, dass wir nicht ständig unseren Willen durchsetzen müssen. Das Leben ist unbeständig und voller zerbrochener Eier. Bei den zerbrochenen Eiern im eigenen Leben hat es viele Jahre gedauert, bis ich mein Rezept für den eigenen Eierkuchen gefunden habe. Aber in jenem Moment wusste ich, dass ich dieses Rezept für Eierkuchen würde finden müssen.

Die Auferstehung bedeutet nicht, dass alles wird wie früher. Auch zerbrochene Eier werden durch das Osterfest nicht wieder ganz. Ostern ist vielmehr die Einladung, dass wir uns mit dem Leben anfreunden – auch wenn es anders läuft, als gewünscht – und dass wir gerade dann nach guten und neuen Rezepten für Eierkuchen suchen.

Dabei wünsche ich uns viel Erfolg
     mit dem Segen dessen, der lebt und Leben schenkt
     – im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes.
          Euer Pfarrer Dieter Hammer

 

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